Women in Tech: Nadine Obermeier im Interview
Tech Career Teams, StartSteps |31.10.2024
In unserer Reihe „Women in Tech“-Reihe stellen wir inspirierende Frauen vor, die im Tech-Bereich neue Wege gehen und als wichtige Vorbilder für die nächste Generation dienen. Heute freuen wir uns, Nadine Obermeier im Interview zu begrüßen.
Nadine ist eine echte Powerfrau: Ehemals Head of Marketing bei MotionLab.Berlin, hat sie den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt und leitet nun ihre eigene Kreativ- und Marketingberatung. Im Gespräch erzählt sie von ihrem Weg in die Unabhängigkeit und gibt wertvolle Einblicke in die besonderen Herausforderungen, denen sie als Frau in der Tech-Branche begegnet ist. Lest weiter, um zu erfahren, wie Nadine sich durch ihre Leidenschaft, Entschlossenheit und Kreativität einen Platz in einer oft männerdominierten Branche geschaffen hat.
„Hallo Nadine, erzähl uns doch ein wenig über dich. Wer bist du abseits der beruflichen Welt?“
Eine aktuell sehr passende Frage, denn genau die habe ich mir in den vergangenen Monaten selbst sehr oft gestellt 😉
Nachdem ich im Sommer letzten Jahres mit weinendem Herzen und viel Aufregung für ein neues Abenteuer meinen Job als Head of Marketing im MotionLab.Berlin verlassen habe, stand vor allem eines auf dem Programm: Veränderung. Und alles andere war irgendwie unklar.
Damals kamen so viele Fragen auf: Neue Herausforderungen in einer weiteren Festanstellung? Doch in welcher Branche? Vielleicht nochmal zurück ins Uni-Leben und einen Master machen? Oder mich tatsächlich selbstständig machen? Um diese Fragen zu beantworten, musste ich mich nun wohl oder übel mit mir selbst auseinandersetzen und mir unbequeme Fragen stellen. Worin bin ich wirklich gut? Was begeistert mich? Wo sehe ich mich in ein paar Jahren und welches Leben möchte ich langfristig führen? Und so wurde nicht nur nach und nach der Wunsch immer konkreter, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen, sondern auch wurde mir immer klarer, wer ich eigentlich losgelöst von der beruflichen / professionellen Welt sein will.
Lange Rede kurzer Sinn, oder in diesem Fall: Lange Herleitung, kurze Antwort:
Ich bin ein kreativer Kopf und eine leidenschaftliche Geschichtenerzählerin. Ich liebe es zu zeichnen, ob analog mit Pinseln und Stiften auf Papier oder auf meinem iPad. Ich fotografiere gerne, liebe es draußen unterwegs zu sein und zu reisen (egal ob Städtetrip oder raus in die Natur). Ich mache viel und gerne Sport (Yoga, Spinning, Bootcamps, Pilates, Tennis (you name it), esse für mein Leben gerne (Küche eigentlich egal) und verliere mich am aller liebsten in mal mehr mal weniger tiefsinnigen Gesprächen mit meinen Freunden und einem guten Glas Wein. Ohne Kaffee geht bei mir gar nichts und ich lerne gerade, dass mir Briefe vom Finanzamt und das Thema Steuern gar keine so große Angst machen müssen.
„Kannst du uns einen Einblick in deine berufliche Laufbahn geben?“
Sehr gerne. Ich habe 2019 meinen Abschluss Bachelor of Arts Medienmanagement – Markenkommunikation und Werbung gemacht und war anschließend für 3 Monate im Ausland, wo ich an verschiedenen Projekten im Branding und Kommunikations- und Webdesign gearbeitet habe. Danach ging es für mich nach Berlin in den Hardtech Innovation Hub MotionLab.Berlin, in dem ich zuletzt in Festanstellung als Head of Marketing tätig war.
Heute bin ich selbstständig und habe meine eigene (kleine) Kreativ-und Marketingberatung.
„Gab es eine bestimmte Inspiration, ein Ereignis oder eine Person, die dich zur Wahl eines technischen Berufs bewogen hat?“
Wie bereits erwähnt, würde ich meinen bisherigen Karriereweg nicht als klassisch „technisch“ bezeichnen. Durch meine berufliche Neuorientierung musste ich jedoch neue Fähigkeiten erwerben, wobei mir insbesondere die inspirierende Sabrina Ullmann zur Seite stand. Als Webdesignerin hat sie mich in den letzten Monaten vor allem in den technischen Aspekten des Webdesigns und der Webentwicklung weitergebildet. Das umfasst unter anderem die Gestaltung der Benutzererfahrung und Benutzeroberfläche von Websites und Anwendungen. Mithilfe von Tools wie Adobe XD, Sketch oder Figma erstellen wir Mockups und Prototypen, und arbeiten eng mit Entwicklern zusammen, um sicherzustellen, dass das Design effektiv umgesetzt wird.
„Was begeistert dich am meisten an deiner Arbeit?“
Da ich grundsätzlich eine sehr begeisterungsfähige Person bin, halte ich mich an dieser Stelle kurz und gehe vor allem auf die vielfältigen technischen Aspekte ein, mit denen ich mich täglich auseinandersetze. Ich liebe es, sicherzustellen, dass das Design effektiv umgesetzt wird und die technischen Anforderungen erfüllt werden. Die kontinuierliche Weiterentwicklung meiner Fähigkeiten in diesem Bereich und die ständige Suche nach innovativen Lösungen, um die Online-Präsenz meiner Kunden zu verbessern, sind für mich super spannend. Es ist einfach unglaublich, wie sich technisches Know-how und kreative Ideen vereinen lassen, um beeindruckende digitale Erlebnisse zu schaffen.
„Als Frau in einem technischen Beruf bist du in der Minderheit. Wie gehst du mit dieser Situation um?“
Ich möchte an dieser Stelle nochmals sagen, dass ich nicht in einem technischen Beruf, sondern in einem technischen Umfeld tätig war. Mir ist es wichtig, das nochmals zu betonen, da ich die Perspektive der Frauen, die in einem “klassischen” technischen Beruf arbeiten, nicht widerspiegeln kann.
“Welchen Herausforderungen bist du speziell als Frau in deinem Beruf begegnet?”
Mir hat oft der Austausch mit anderen Frauen gefehlt, wodurch man sich leicht isoliert oder unterrepräsentiert fühlen kann. Der Mangel an weiblichen Vorbildern und Kolleginnen kann das Einfügen ins Team erschweren und das Gefühl der Unterstützung mindern. Für mich ist es von großer Bedeutung, von und mit anderen Menschen zu lernen, die ähnliche Herausforderungen bewältigen. Deshalb war für mich klar, dass ich mein eigenes Netzwerk aufbauen musste, um Erfahrungen auszutauschen, Ressourcen zu teilen und uns gegenseitig zu ermutigen. Die Bildung eines starken beruflichen Netzwerks hat mir enorm geholfen, Herausforderungen zu bewältigen und Bestätigung in diesen Situationen zu finden.
„Du hast dich vor kurzem selbstständig gemacht, gibt es spezifische Herausforderungen, die die Selbstständigkeit für Frauen mit sich bringt?”
Meine größte Herausforderung bestand definitiv darin, mir selbst die Selbstständigkeit nicht zuzutrauen. Im Allgemeinen betrachte ich mich als selbstbewusste und risikofreudige Person, die sich nicht von Unbekanntem abschrecken lässt. Ich fürchte mich nicht davor, etwas (noch) nicht zu können, sondern bin überzeugt, dass ich alles, was ich brauche, lernen kann. Doch als es darum ging, zu bestimmen, mit welchem Unternehmen ich mich selbstständig machen würde und den genauen Rahmen abzustecken, kann ich nur sagen: Hallo, Imposter-Syndrom!
Ich habe plötzlich damit angefangen, meine bisherigen beruflichen Erfolge zu relativieren und meine Fähigkeiten anzuzweifeln. Was mir letztendlich sehr geholfen hat, war erneut der Austausch mit anderen Selbstständigen und die Suche nach neuen Vorbildern. Ich spreche auch offen über dieses Thema, weil es mir sehr geholfen hat zu sehen, dass es anderen ähnlich geht und dass die Angst uns nicht davon abhalten sollte, es zu versuchen. Ich habe sogar in meinem ersten Blogbeitrag über das Thema Gründung, Zweifel und Selbstfindung geschrieben. Am Ende wurde es ein sehr persönlicher Text, den hier finden könnt.
„Gibt es ein Ereignis, das dich besonders geprägt hat?“
Jetzt wird es richtig cheesy, aber: JA! Ich habe eine sehr frühe Kindheitserinnerung, in der ich geknickt und demotiviert nach hause kam und meiner Mutter erzählte, dass ich bei irgendeinem Spiel / Ereignis (was es am Ende genau war, weiß ich heute nicht mehr) ausgeschlossen wurde, weil “das nichts für Mädchen sei”.
Meine Mutter nahm mich damals zur Seite, schaute mir fest in die Augen und sagte: Du kannst alles werden, was Du werden willst und tun, was Du tun willst. Lass Dir niemals von anderen vorschreiben, wo Deine Grenzen sind. Du setzt Deine Grenzen für Dich.
Dazu kommt, dass ich ein trotziger Mensch bin, was sich im beruflichen Kontext vor allem darin äußert, dass ich Dinge, die mir nicht zugetraut werden, umso dringender realisieren will 😉
„Hast du Vorbilder, die dich in deiner Karriere oder auf deinem Lebensweg inspirieren?“
Ja, tatsächlich sehr viele, aber ich beschränke mich an dieser Stelle mal auf drei:
- Zum einen finde ich Bryony Cooper unglaublich inspirierend. Ihre authentische und durch und durch professionielle Art, hat mich bereits bei unserem ersten Treffen wahnsinnig inspiriert.
- Darüber hinaus Sabrina Ullmann, die durch ihre offene, selbstbewusste und unglaublich kompetente Art einfach jedes Problem klein aussehen lässt und mich nicht mehr auf meinem Weg in die Selbstständigkeit unterstützen hätte können.
- Und zu guter Letzt: Fridtjof Gustavs, der als Gründer des MotionLab.Berlins mit enormer Zielstrebigkeit und Motivation eine unglaublich wichtige Mission vorantreibt und als mein Vorgesetzter und Freund immer ein offenes Ohr hatte, proaktiv Lösungen für Probleme gefunden und mir immer die Hand gereicht und Türen geöffnet hat.
„Welche Botschaft möchtest du an Frauen und Mädchen richten, die sich für Technik begeistern und/oder möglicherweise eine Selbstständigkeit in Erwägung ziehen?“
Glaub nicht alles was Du denkst und Zweifel sind nicht zwangsläufig negativ. Oft führen sie dazu, dass man seine Pläne und Ziele kritisch hinterfragt und die potenziellen Risiken und Herausforderungen einer Unternehmensgründung realistisch einschätzt. Nehmt euch Zeit, um eure Motivation, eure Fähigkeiten und eure Bereitschaft zur Gründung gründlich zu reflektieren und euch gut vorzubereiten. Vertraut darauf, dass ihr die Fähigkeit habt, alles zu lernen, was ihr benötigt, und habt keine Angst vor dem Unbekannten. Sucht Euch Menschen, die in ähnlichen Lebenssituationen sind, um Euch auszutauschen und Euch gegenseitig zu bestärken. Gemeinsam sind wir immer stärker 🙂
Ein großes Dankeschön an Nadine Obermeier für das inspirierende Gespräch und die wertvollen Einblicke in ihren Weg zur Selbstständigkeit! Wir freuen uns, deine Geschichte in unserer „Women in Tech“-Reihe teilen zu dürfen 🙌💫✨